Der weiße Schatz: Symbolik der Milch

Von Geburt an ist die Muttermilch das wichtigste lebenserhaltende Nahrungsmittel, da sie den Säugling versorgt und ernährt. Milch ist daher von Anfang an fest im Bewusstsein des Menschen verankert. Schon als Kind lernt man Bräuche kennen, in denen die Milch eine Rolle spielt – zum Beispiel das Bereitstellen von Keksen und Milch für den Weihnachtsmann (Think Milk be Smart 2021), was bereits früh den kulturellen Stellenwert von Milch festigt. Zudem wird Milch häufig mit Kindern assoziiert, etwa wenn das Sprichwort „Milch macht groß und stark.” von Eltern verwendet wird, um ihre Kinder zum Trinken von Milch zu animieren. Während anfangs Muttermilch im Mittelpunkt steht, tritt im Laufe der Zeit die Kuhmilch in den Fokus.

von Carolin Baltes, Estelle Bayrak, Buket Bulut, Wiktoria Kaszubowska und Emily Vukovic

20. November 2025

Kommunikation in Institutionen und Organisationen

Abbildung 1: Verschüttete Milch © Anita Jankovic

Die weiße Flüssigkeit: Symbolik und Bedeutung

Die Geschichte des Milchkonsums geht weit zurück, bereits in der Antike gilt sie als magisches Heilmittel und nimmt einen festen Platz im religiösen Glauben ein. Im Alten Testament der Bibel steht die Milch als ein Symbol für das Paradies, des Wohllebens und des Überflusses („ein Land, in dem Milch und Honig fließen“ (Muntermann 2019)). Die Milch erlangt ihre Assoziation mit Reinheit, Unschuld und Natürlichkeit. Diese Verbindung stützt sich auf ihre weiße Farbe, die traditionell Reinheit symbolisiert. Sie gilt als Symbol der Unverfälschtheit des Wortes Gottes, da sie Leben schafft und Kinder versorgt. Und sie wird vermehrt auch als Schönheitsmittel gesehen und soll für den Erhalt des hellen Teints von Frauen der römischen Oberschicht sorgen, der damals Wohlstand symbolisierte.

Mediale Inszenierung

Milch wurde für die Menschen zunehmend erschwinglich und ist längst nicht mehr den Wohlhabenden vorbehalten. Die Vorstellung, dass Milch „groß und stark“ mache, spielt eine große Rolle in der Vermarktung der Kuhmilch. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die deutsche Werbekampagne „Die Milch macht‘s“ aus den 1990er Jahren, die darauf abzielt, den Konsum von Milchprodukten zu fördern. Um sich neu zu positionieren und den Milchkonsum erneut anzukurbeln, hat die Initiative Milch 2024 eine Neuauflage der Kampagne mit dem Titel „Milch macht’s“ (Milchpraxis 2024) gestartet. Dies fand anlässlich des „Tags der Milch“ statt, der seit 2001 jedes Jahr am 1. Juni weltweit gefeiert wird.

Abbildung 2: Werbebild der „Milch macht’s“ Kampagne © Initiative Milch

Die Schattenseite der Milch: Gesundheitsversprechen und ihre Widersprüche

Außerdem soll sie einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben, seit Jahrhunderten wird Milch als essenzielle Quelle für die menschliche Gesundheit gesehen. Durch ihre zahlreichen Nährstoffe, wie Kalzium und Vitamin D, sei sie notwendig für den Aufbau und Erhalt starker Knochen und vorbeugend für Knochenbrüche wie auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Während Milch bis heute als gesund beworben wird, stellen wissenschaftliche Studien dies immer mehr infrage. Viele kritische Stimmen bringen die Milch zunehmend mit Unverträglichkeiten, Hormonen und Umweltbelastungen in Verbindung und hinterfragen ihre Produktion.

Auf Milchverpackungen sowie in der Werbung werden romantisierte Bilder von glücklichen Kühen, grünen Weiden sowie einem strahlend blauen Himmel dargestellt. Diese Idylle soll die Milch als ein „Lebensmittel der Natur“ darstellen. Dabei sieht die Realität der industriellen Milchgewinnung ganz anders aus. Zudem bringt die Produktion der Milch erhebliche Umweltprobleme mit sich. Trotz der Kritik ist die Milch ein wichtiger Bestandteil vieler Kulturen und gilt in vielen Ländern als ein Symbol der Reinheit und Natürlichkeit. Durch den Ihr Aussehen ist so ikonisch, dass man meint, sie auf dem ersten Blick zu erkennen Aufstieg alternativer Milchsorten stellt sich zunehmend die Frage, wieso man Milch generell mit Kuhmilch in Verbindung bringt. Viele Tiere wie Schafe oder Ziegen produzieren Milch, aber diese wird weniger konsumiert und thematisiert als Kuhmilch. Gleichzeitig gibt es einen gesellschaftlichen Wandel, welcher sich auch in den sozialen Medien zeigt. Viele verzichten mittlerweile auf die Kuhmilch und entscheiden sich für alternative Produkte wie die Hafer- oder Mandelmilch. Interessant ist hierbei, dass der Begriff „Milch“ auch bei den Alternativen erhalten bleibt. Das zeigt, dass „Milch“ nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als Konzept fest verankert ist. Obwohl sich der Milchkonsum verändert, haben wir trotzdem eine bestimmte Vorstellung der Milch und ihrer Funktionen.

Abbildung 3: Idylle einer Kuhweide, wie es in Werbespots von Kuhmilch auch dargestellt wird © Mihail Macri

Milch ist mehr als nur ein alltägliches Nahrungsmittel. Sie ist mit tief verwurzelten Symbolen von Gesundheit, Reinheit und Stärke verbunden. Diese Bedeutung wurde über Jahrhunderte hinweg in verschiedenen Kulturen aufgebaut und durch Werbung weiter verstärkt. Allerdings wird das Bild der Milch heute zunehmend hinterfragt. Gesundheitsrisiken, Umweltprobleme und die Popularität alternativer Milchsorten fordern das traditionelle Verständnis heraus. Wie Roland Barthes in seiner Theorie der Mythen feststellt, verbergen solche kulturellen Symbole oft die komplexe Realität dahinter (vgl. Barthes 2012). Der „Milch-Mythos“ veranschaulicht, wie stark kulturell verankerte Vorstellungen unser Denken prägen, selbst wenn die Realität von Produktionsmethoden und Gesundheitsaspekten eine differenzierte und kritischere Betrachtung notwendig macht.

 

Literaturverzeichnis:

Barthes, Roland (2012): Mythen des Alltags. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Think Milk be Smart (2021): Milch und Kekse für den Weihnachtsmann hinstellen – woher kommt dieser Brauch? https://thinkmilkbesmart.eu/de/milch-und-kekse-fuer-den-weihnachtsmann-hinstellen-woher-kommt-dieser-brauch/ (Letzter Zugriff: 26.01.2025).

Muntermann, Natalie (2019): Milch: Geschichte der Milch – Trinken – Gesellschaft – Planet Wissen. https://www.planet-wissen.de/natur/lebensmittel/milch/pwiesp_milchgeschichte_der_milch_trinken_gesellschaft100.html (Letzter Zugriff: 20.01.2025).

Milchpraxis (2024): Startschuss für „Milch macht’s“. https://www.milchpraxis.com/startschuss-fuer-milch-machts/ (Letzter Zugriff: 26.01.2025).

Bildquellen:

https://unsplash.com/de/fotos/weisse-kerze-im-klarglashalter-c7PT4PZMcNA

https://www.initiative-milch.de/presse/articles/startschuss-milch-machts/

https://unsplash.com/de/fotos/person-die-tagsuber-milchkanne-in-der-nahe-von-hund-und-kuh-tragt-gq-IUqXTvB4

 

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