Um 6:30 Uhr unterwegs mit Monte, Thomas und Brian
Drei Mitarbeiter der Müllabfuhr stellen ihren Berufsalltag vor – schöne, aber auch weniger schöne Seiten: Das Gehalt, die physische Gesundheit und der soziale Status.
von Annika Susanne Krell
5. September 2024
Journalistische und auftragsorientierte Texte
Die Stadt Ratingen hat 60 Mitarbeiter im Bereich der Abfallwirtschaft.
Heißen sie Müllmänner oder Müllwerker? Oder doch Ver- und Entsorger? Wo werden die Fahrzeuge getankt und macht es Spaß hinten auf dem Trittbrett mitzufahren? Eigentlich sehen wir die orangenen Fahrzeuge mitsamt dem Team regelmäßig, aber so richtig viel wissen wir über deren Arbeit nicht. Es ist unbestreitbar, dass sie für die Hygiene und Sauberkeit unserer Stadt essenziell sind. Aber zeitgleich üben sie ihre Arbeit im Hintergrund aus. Die Müllwerker – so lautet die offizielle Berufsbezeichnung – kennen ihre Routen mit jeder einzelnen unserer Tonnen in- und auswendig. Wir, die restliche Bevölkerung, haben meistens keine Ahnung, wer jede Woche bei uns vorbeifährt. Den Großteil der Leute interessiert das auch nicht.
Warum ist uns eine kleine Geste zu viel?
Thomas, Angestellter bei der Stadt Ratingen in der Abteilung Abfallwirtschaft und Stadtreinigung, arbeitet bereits seit 28 Jahren in dem Beruf. „Früher gab es vielleicht nicht mehr Respekt, aber man hat an heißen Tagen ab und zu eine Flasche Wasser geschenkt bekommen.“, sagt er. Oder zu Weihnachten eine kleine Aufmerksamkeit. Dies sei heute nur noch überaus selten der Fall; die Gründe dafür kann er nicht benennen.
Montags geht’s nach Tiefenbroich
Ich selbst habe Monte, Thomas und Brian einen Vormittag lang begleitet. Die drei sind eine Mannschaft und arbeiten immer in dieser Konstellation. Als Team ist man jedes Mal im selben Fahrzeug auf derselben Strecke in denselben Gebieten unterwegs. In Ratingen ist nicht jeder Stadtteil automatisch ein Gebiet. Montags steht immer ein Teil von Ratingen-Tiefenbroich und die Grenze zu Ratingen-West an. Dabei werden sowohl Privathaushalte als auch Supermärkte und Firmen abgeklappert. Und zwar ab 6:30 Uhr morgens. Angeblich gewöhnt man sich an das frühe Aufstehen und ist dann am Wochenende auch so früh wach. Tatsächlich würden die Mitarbeiter in den Sommermonaten gerne noch früher anfangen, um dadurch die Mittagshitze zu vermeiden. Laut Thomas war auch das früher möglich, aber aufgrund mehrerer Verordnungen, wird es ihnen jetzt verweigert. Um das Risiko der UV-Einstrahlung zu reduzieren, sollte man sich vielleicht zukünftig an den südlichen Ländern orientieren: diese starten früh in den Tag und machen ab mittags Siesta. Feierabend ist bei den Ratingern meistens noch vor 15:00 Uhr. Und dann hat man entweder noch viel vom Tag oder man macht erstmal einen Powernap.
„Der Sommer ist für uns eine Katastrophe.“
Auch für Brian ist der Sommer die schlimmste Jahreszeit.
Der Fahrer könne sich in der heißen Jahreszeit noch glücklich schätzen. Der Motor unter ihm wird zwar heiß, aber er hat immer noch eine Klimaanlage. Für die zwei, die draußen arbeiten, fühle es sich aber so an, als würde ihre Haut brennen. Obwohl Sonnenschutz vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt wird, sei die Hitze schlichtweg die Hölle. Im Gegensatz dazu taue der Körper im Winter bei allen Temperaturen nach einer gewissen Zeit auf und man könne einfach besser arbeiten.
Müllader vs. Kraftfahrer
Grundsätzlich gefällt Monte sein Job aber sehr gut. Er ist 40 Jahre alt und hat vorher bei einer Spedition im Lager gearbeitet. Dann wurde er vom Arbeitsamt auf eine Stellenausschreibung der Stadt Ratingen als Müllwerker aufmerksam gemacht. Sie haben ihm angeboten, den LKW-Führerschein zu bezahlen; dadurch braucht er nicht nur als „Lader“ zu arbeiten. Ein Unterschied zwischen Mülllader und Kraftfahrer wird in der Gehaltshöhe deutlich.
Mithilfe der Kamera kann der Fahrer sehen, was die Mülllader gerade machen.
Für Monte ist die Vielfalt in seinem Job von besonderer Bedeutung: Man ist draußen, sieht und hört viele verschiedene Menschen und die Zeit vergeht dadurch schnell. All das ist für den Düsseldorfer der Grund, weswegen er fünf Tage die Woche früh morgens nach Ratingen fährt. Er gibt aber auch zu, dass die Menschen zeitgleich das Beste und das Anstrengendste an seinem Job sind.
„ ‚Du musst jetzt warten!‘, sagen die zu mir. Ich muss Garnichts.“
Gerade Rentner und Mütter, die ihre Kinder zur Schule fahren, seien häufig die strapaziöseste Gruppe. Wichtig ist, keine Kommentare persönlich zu nehmen und Diskussionen zu vermeiden – weil die verliere man sowieso nur. Er wünscht sich zudem, dass man, falls man vergisst die Tonne rauszustellen, nicht die Mannschaft beschuldigt, sie vergessen zu haben. Die Stadt schickt in solchen Fällen sowieso ein kleines Fahrzeug hinterher. Ungünstig parkende Autos seien zudem ein sehr lästiger Bestandteil des Arbeitsalltags. Wenn dadurch die Durchfahrt völlig versperrt wird, muss zunächst der Fahrer ausfindig gemacht und ansonsten die Polizei informiert werden.
Orange Trägt Nur Die Müllabfuhr?!
Wie Mickie Krause schon in seinem Titel „Orange Trägt Nur Die Müllabfuhr“ feststellt, verknüpft man die Müllabfuhr mit der Farbe Orange.
Die Farbe Orange ist auf dem Hof allgegenwärtig.
Orange zieht als Warnfarbe Aufmerksamkeit auf sich. Die Müllabfuhr ist jedoch nicht die einzige Berufsgruppe, die orangene Arbeitskleidung trägt. Mitarbeiter auf Rettungswägen, Schneepflügen oder Kehrmaschinen sind mit derselben Farbe ausgestattet. Zum einen können wir die Mitarbeiter so bei jeder Witterung erkennen und zum anderen ist die Verbindung zwischen Orange und bestimmten Berufen in unseren Köpfen fest verankert. Während Corona gehörte die Abfallabfuhr zu den Berufsgruppen, die ausnahmslos weitergearbeitet haben. Die einzige Veränderung haben sie in der erhöhten Müllmenge festgestellt. Dieses Phänomen lässt sich durch den Wandel zum Homeoffice erklären. Dadurch kamen rund um die Uhr mehr Verbraucher zusammen. Und wie überall, galt auch im Müllwagen die Maskenpflicht. In Ratingen sind ungefähr 60 Leute bei der Müllabfuhr beschäftigt. Damit ist Ratingen ein vergleichsweise kleiner Hof, wo sich alle untereinander kennen. Das liegt auch daran, dass man normalerweise als Springer anfängt und auf verschiedenen Touren eingesetzt wird. Auf einem Fahrzeug fahren meistens drei Leute mit und man bleibt immer in derselben Besetzung. Nur die Ferienzeit und die damit einhergehenden Urlaube stellen eine Ausnahme in der Einteilung dar. Als Müllwerker hat man 32 Urlaubstage pro Jahr. Laut dem Statistischen Bundesamt liegen sie damit über dem durchschnittlichen Urlaubsanspruch von Vollzeitkräften in Deutschland basierend auf Angaben aus dem Jahr 2018.
Das Kernstück: Die Müllwägen
Der städtische Fuhrpark umfasst 14 Fahrzeuge, wovon aber selten alle gleichzeitig im Einsatz sind. Auf dem Hof gibt es eine eigene Werkstatt, die sich um die Reparatur der Wägen kümmert. Seit März 2023 hat die Stadt Ratingen zwei neue Wasserstoff-Müllwägen im Wert von 1,6 Millionen Euro angeschafft. Dabei wurde sie von einem Förderprogramm des Landes NRW und der Europäischen Union unterstützt, um den Einsatz von emissionsfreien Nutzfahrzeugen zu fördern. Der Tank fasst jeweils 16 Kilogramm Wasserstoff. Die in erster Linie elektrisch betriebenen Fahrzeuge werden mit drei modularen Brennstoffzellen versorgt, die aus vier modularen Wasserstoff-Tankeinheiten Strom für den Antrieb erzeugen. In Ratingen bietet jedoch nur eine einzige Tankstelle Wasserstoff an. Der Vorteil bestehe eindeutig in der reduzierten Lautstärke während der Fahrt. „Das ist wie ein E-Auto – wie ein Tesla!“, stellt Monte fest. Auch die Beschleunigung sei deutlich besser im Vergleich zu den herkömmlichen Müllwägen. Übrigens gilt in den Fahrzeugen eigentlich eine Anschnallpflicht, welcher aber weniger gewissenhaft nachgegangen wird. Unabhängig davon, was getankt wird, ist jeder Wagen mit einer Tankkarte ausgestattet, über die dann die Kosten beglichen werden. Dass der Tank immer ausreichend gefüllt ist, liegt in der Verantwortung der einzelnen Teams.
Ein Problem: Zu schwere Mülltonnen
Auf dem Müllwagen arbeitet man im Normalfall nur unter der Woche. Ausnahmen stellen Feiertage oder lange Wochenenden dar. Dann merke man schon mal einen Unterschied in der Müllmenge anhand des Gewichts der Tonne.
Beschwerlich: Manche Behälter sind selbst für die Fachkräfte zu schwer. In dem Fall müssen sie stehen gelassen werden.
Das Gewicht der Tonnen begründet zudem, dass es weniger ältere Menschen im Dienst gibt. Es handelt sich hierbei um eine körperlich ermüdende Arbeit. Man muss viel laufen, schnell agieren und schwer ziehen und heben. Gerade in größeren Städten mit folglich höherem Müllaufkommen nimmt die Anzahl der älteren Mitarbeiter stark ab. Ob man trotz der körperlichen Anstrengung nebenbei noch Sport machen muss? Ja! Allein um einen Ausgleich für die Muskeln und Gelenke zu finden. Gerade bei einem derartigen Arbeitsalltag sollte ausgewogene Fitness eine große Rolle spielen, um körperliche Beschwerden im Alter zu minimieren.
Wie in vielen anderen Branchen…
Es mangelt auch bei der Müllabfuhr an Personal. Monte ist sich sicher, dass viele Jobs in der Zukunft durch die Technik ersetzt werden können. Aber die Müllabfuhr wird dabei eine der letzten Bereiche sein. Es werden bereits Systeme ausgetestet, indem die Bürger ihre Mülltonnen in eine bestimmte Zone am Bürgersteig stellen müssen. Ein Müllwagen greift und leert die Tonnen durch einen seitlichen Lader. Infolgedessen könnte man das Personal nur noch auf den Fahrer begrenzen. Das könnte man dann als die „Autonome Müllabfuhr“ bezeichnen. Auch wenn es klar ist, dass es den Müllwerker in seiner bisherigen Form auf lange Sicht nicht mehr geben wird, beschränkt sich die aktuelle Modernisierung auf die Wasserstofffahrzeuge.
Ob es eine Lieblinstonne gibt?
Ja. Die Blaue. Für die drei Männer ist der Behälter für Papier der Lieblingsbehälter. Dies liegt daran, dass die Tonne erheblich leichter sei und nicht – wie zunächst vermutet – am geruchsneutralen Inhalt. Inwieweit einen der Geruch von Müll stört, ist scheinbar individuell. Monte ist der Meinung, dass man den Gestank zwar immer wahrnehme, aber man sich einfach daran gewöhnt. Die Hitze im Sommer mache im Vergleich zum Winter da allerdings doch nochmal einen Unterschied. Ob sich einzelne Stadtteile bzw. Gebiete voneinander unterscheiden oder lieber befahren werden als andere, könne man nicht eindeutig sagen. Es gebe überall freundliche, aber auch unfreundliche Menschen. Man treffe auf jeder Strecke vereinzelt Leute an, die sich offen und interessiert unterhalten möchten. Bei den Hochhäusern in Ratingen-West käme aber deutlich mehr Müll zusammen, sodass es auch mühsamer werde, die Mülleimer zu bewegen.
Dein Müll ist dein Eigentum
In Deutschland gilt der Inhalt deines Müllbehälters immer noch als Privateigentum. Aus diesem Grund müssen wir unsere Mülltonnen zur Entsorgung durch die Müllabfuhr auch vom Grundstück herunterstellen. Die Angestellten dürfen nur Tonnen von Privatgrundstücken nehmen, wenn sie sie mit einer Armeslänge erreichen können. In der Vergangenheit ist bereits der Fall eingetreten, dass ein Mitarbeiter in freundlicher Absicht eine Tonne von einem Privatgelände geholt hatte. Daraufhin erhielt die zuständige Abteilung für Abfallwirtschaft eine Beschwerde, da in der Tonne durch ein Missverständnis Schmuck gewesen sei. Trotz fehlender Beweise war der Mitarbeiter schuldig, da er ordnungswidrig gehandelt hatte. Erst nach der Abholung ist der Müll Eigentum des Entsorgungsunternehmens. Davor wäre das Entnehmen von Gegenständen Diebstahl. Da diese Regelung auch die Mitarbeiter der Abfallabfuhr betrifft, dürfen sie vor dem Entleeren nicht in die Mülltonne hineinschauen. Folglich dürfen auch keine Fundstücke behalten werden. Wenn man an den Wägen doch mal Kuscheltiere hängen sehen sollte, wurden sie zwar im Müll gefunden, müssen aber allein für die Verkehrssicherheit entfernt werden. Es gibt auch Mitmenschen, die größere Gegenstände, wie zum Beispiel Heizkörper, widerrechtlich in die Restmülltonne werfen. Sowas stellen die Mitarbeiter dann spätestens durch das Krachen im Heckteil fest. Vor allem Kloschüsseln und -deckel sowie weitere Elemente aus dem Badezimmer, werden gerne auf diesem Wege beseitigt. Darüber hinaus ist aber in den letzten Jahren nichts Überraschendes im Müll gelandet. Auf die erwarteten Leichenteile ist man in Ratingen in den letzten Jahren nicht getroffen. Wenn, dann kommen sie vermutlich eher in Großstädten vor. Falls man doch mal Fundstücke dieser Art oder Waffen finden sollte, muss unverzüglich die Polizei kontaktiert werden. Allerdings tauchen gelegentlich Behälter von brennbaren Stoffen auf. Allen voran Gasflaschen. Auch diese können eine große Gefahr bedeuten.
Auf die richtigen Kollegen kommt es an
Auf die Frage, ob es Spaß macht auf dem Trittbrett zu stehen, antwortet Monte: „Die ersten Male war es schön.“ und weiter: „Du musst dich aber auch festhalten; das geht auch mal schnell in die Hose!“. Über die möglichen Verletzungen nach einer plötzlichen Kurve macht man sich als Kind noch keine Gedanken. In jungen Jahren schaut man nur neidisch zu, wie die Müllwerker lässig ab- und wieder aufspringen. Aber auch als Erwachsener gibt Monte zu: „Wenn du die richtigen Leute hintendrauf hast, machst du auch mal Späßchen.“
Teamarbeit: Wenn an manchen Stellen mal mehr Müllbehälter stehen, steigt der Fahrer mit aus, um zu helfen.
– 2,5 Millionen Tonnen Müll
Das Thema Umwelt ist in Bezug auf die Abfallversorgung selbstverständlich auch relevant. Sie trägt dazu bei, die Auswirkungen von unserem Abfall auf die Natur zu minimieren. Durch die richtige Mülltrennung und spezielle Deponien oder Recyclinganlagen im weiteren Abfallkreislauf, arbeitet die Abfallwirtschaft zu Gunsten der Umwelt. Aufgrund dessen war Deutschland lange Vorreiter im Bereich der Müllverarbeitung. Auf Grundlage der Daten des Statistischen Bundesamtes geht das Abfallaufkommen in Deutschland stetig zurück. Am Internationalen Tag der Umwelt am 5. Juni 2023 wurde veröffentlicht, dass die Abfallmenge im Jahr 2021 um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist. Dabei handelt es sich um 2,5 Millionen Tonnen Müll. Die drei Mitarbeiter sehen allerdings keinen Unterschied in der Füllmenge der Tonnen. Auch nicht an Supermärkten, Restaurants oder der Tafel. Und das, obwohl Aktionen zur Lebensmittelrettung, beispielsweise in Form der App „Too Good To Go“, versuchen, dagegen vorzugehen. Übrigens hat die Stadt Ratingen in ihrem Abfallwegweiser Anregungen zur Abfallvermeidung zusammengefasst. Monte wundert sich, wie ausgerechnet bei der Tafel regelmäßig sieben große Behälter „nicht gerade wenig“ gefüllt sein können. Überraschenderweise ist es sogar vorgeschrieben, dass sie die Behälter eigentlich nur bis zur Hälfte befüllen dürfen. Andernfalls kann man sie nicht mehr bewegen.
Im Stadtteil Ratingen-West fällt durch die Hochhäuser mehr Müll an.
Einen gewissen Einfluss des Arbeitslebens auf ihr Privatleben können die Müllwerker nicht bestreiten. Die Mülltrennung werde strengstens befolgt und man kaufe im Normalfall nur das ein, was man auch verbrauchen kann. Nach Monte sollte man lieber täglich ein bisschen einkaufen, als sich beim Großeinkauf zu überschätzen. Danach gibt er jedoch auch zu: „Ich bin aber auch kein Spitzenkoch.“
Nur ein bisschen Verständnis
Von uns Mitmenschen wünscht er sich einfach nur „ein bisschen mehr Verständnis“. Das umfasst die Höflichkeit im Straßenverkehr, die Ausdrucksweise ihnen gegenüber und generell die Form des direkten Kontaktes. Ein normaler respektvoller Umgang miteinander, sollte normalerweise nicht zu viel verlangt sein. Gerade in der Anfangsphase von Corona wurde den systemrelevanten Berufsgruppen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Dieses Phänomen war allerdings nur von kurzer Dauer. Die Bundeszentrale für politische Bildung ermittelte kürzlich Folgendes: „Besonders niedrig ist das Ansehen der Reinigungsberufe sowie der Fahrzeugführer:innen im Straßenverkehr.“. Im Vergleich zu ihrem eher niedrigen Berufsprestige, erhalten Müllwerker hohe Löhne. Dennoch werden sie, wie andere systemrelevante Berufsgruppen, unterdurchschnittlich bezahlt.
Wir alle sind auf sie angewiesen: Streiks lassen uns erahnen, wie die Stadt ohne sie aussehen würde
Das ist allerdings nicht der Grund, weswegen Monte Kindern am Straßenrand rät, besser in der Schule aufzupassen, um in Zukunft nicht seinen Beruf ausüben zu müssen. Auch wenn es nur spaßeshalber gemeint ist, verweist er dabei immer auf die körperliche Anstrengung und ihre Folgen. Während uns die Streiks eingeschränkt haben, hofften die Angestellten darauf, dass ihr Lohn angepasst wird. Inflationsbedingt erhalten die Angestellten der Abfallwirtschaft der Stadt Ratingen eine Prämie zum Ausgleich in einer Gesamthöhe von 3000 Euro. Diese ist in eine Einmalzahlung und danach in eine monatliche Auszahlung über den Zeitraum eines Jahres aufgeteilt. Da diese aber lohnsteuerfrei ist, wirkt sie sich nicht auf die Rente aus. Und das Thema Rente in Kombination mit der Inflation bereitet den drei Männern große Sorgen. Demnach sind viele von dieser Situation betroffen und mit der Vereinbarung nach den Streiks unzufrieden. Monte ist nicht der Einzige, der aus der Gewerkschaft ausgetreten ist. Er sieht das Jahr mit der Inflationsausgleichprämie eher als verschwendetes Jahr in Hinblick auf die Einzahlung in seine Rente an. Für die Zeit nach der Prämie, wurde aber eine Lohnerhöhung angekündigt. Klar ist, dass die Forderungen nicht ansatzweise umgesetzt worden sind.
Für uns als Bürger, heißt es nun: Die eigene Tonne nicht zu schwer zu beladen und kommendes Weihnachten zur Abwechslung mal ein kleines Dankeschön zu überreichen. Man nennt das Rücksichtnahme und Wertschätzung.