Das Frühstück

Sonntagmorgen.

Während die Kaffeemaschine noch mit leisem Brummen ihr Werk verrichtet und verheißungsvoll die erste Tasse Kaffee des Tages ankündigt, durchzieht sein aromatischer Duft die Küche. Das Glas, gefüllt mit Orangensaft, leuchtet in sattem Goldgelb. Auf dem Tisch landen goldbraune Brötchen – noch warm und einladend, bereit, mit Butter und anderen Köstlichkeiten belegt zu werden. Alles ist angerichtet, als sei es ein kleines Festmahl: Orangensaft, Kaffee, Brötchen, Croissants und Aufstrich, so liebevoll zusammengestellt, lässt Vorfreude in jedem Detail aufblitzen. Und dann – das perfekte Frühstücksei. Behutsam wird die Schale geköpft, und darunter verbirgt sich das makellos gegarte Innere. Der Kaffee ist fertig. Der erste Schluck, heiß und vollmundig: Eine wohlige Wärme, die nicht nur den Bauch durchströmt, sondern auch die Brust erfüllt. Das Sonntagsfrühstück dient als Moment der Ruhe, der Achtsamkeit, als Ritual, das Genuss und Gemeinschaft symbolisiert.

von Julia Grauthoff, Cara Neumann und Anne Windeler

14. August 2025

Kommunikation in Institutionen und Organisationen

Semmel, Wurst und Ei oder doch lieber Croissant, Marmelade und Müsli zum Frühstück? (© juefraphoto/ stock.adobe.com) / © Poster belegte Brötchen / net-xpress.de

Montagmorgen.

Müde und in Erwartung auf den ersten Kaffee des Tages ist die Zeit knapp und der Druck groß. Während man in Eile die Aufgaben des anstehenden Tages zu organisieren versucht, ist da ein leeres Gefühl im Magen. Ein Frühstück to-go ist die Rettung. Der Bäcker im Bahnhof wird zum morgendlichen Ritual an Arbeitstagen. Die kleine Auswahl an Gebäck und der warme Kaffee to-go in der Hand ist zumindest eins: Ein funktionales Frühstück, reduziert auf Effizienz, das den Stress und die Schnelllebigkeit des modernen Alltags widerspiegelt.

Der Mythos.

Wird vom Mythos Frühstück gesprochen, so ist dieser nicht nur mit bestimmten Erwartungen verknüpft, sondern auch mit tief verwurzelten gesellschaftlichen Vorstellungen. Das Frühstück ist in vielerlei Hinsicht mehr als eine bloße Mahlzeit – es trägt eine individuelle und kulturelle Bedeutung. Das Sonntagsfrühstück etwa wird häufig mit Begriffen wie „Entschleunigung“ und „Entspannung“ assoziiert. Im Gegensatz dazu steht das schnelle Frühstück. „Auf die Hand“ – ein belegtes Brötchen, vielleicht ein Croissant und dazu einen Becher Kaffee. Diese Art des Frühstücks rückt die Funktionalität ins Zentrum des Mythos und kreiert so eine neue Bedeutungsebene.

Laut einer Statistik aus dem Jahr 2019 gaben knapp 60% der Befragten an, immer zu frühstücken. Nur ungefähr 8% gaben an, nie zu frühstücken (vgl. statista 2019). Das Frühstück hat in der Gesellschaft eine tief verwurzelte Bedeutung, weil es nicht nur als „die wichtigste Mahlzeit des Tages“ gilt, sondern auch bestimmte Werte wie Gemeinschaft, Achtsamkeit und Selbstfürsorge in den Vordergrund stellt. Selbst in Situationen des stressigen Morgens, ist es der zeitliche und finanzielle Aufwand wert das Frühstück nicht ausfallen zu lassen. Es ist ein Symbol für einen gelungenen Start, der Körper und Geist in Einklang bringt – eine universelle Idee, die sich in allen sozialen Schichten wiederfindet.

Doch Frühstücken ist nicht gleich Frühstücken. Das festliche Sonntagsfrühstück unterscheidet sich grundlegend von einem Croissant im Vorbeigehen. Beide Varianten haben ihre eigene Bedeutung: Während das eine für Entschleunigung steht, verkörpert das andere unsere funktional gesteuerte Selbstfürsorge in Anpassung an einen leistungsorientierten Lebensstil. Überträgt man diese Erkenntnis auf eine gesellschaftliche Ebene, wird deutlich, dass das Frühstück eine bestehende gesellschaftliche Ordnung widerspiegelt. Einerseits symbolisiert es den Druck, die Hektik und die Schnelllebigkeit des modernen Lebens. Andererseits steht es für bewusste Momente der Ruhe und des Innehaltens, die als Zuflucht vor eben jenem Stress dienen. So bedingen sich beide Bedeutungskontexte gegenseitig und erfüllen in ihrer Unterschiedlichkeit die Anforderungen der verschiedenen Tage in einer Woche.

Auch Werbeversprechen spielen eine Rolle: Wenn eine Cornflakes-Packung uns den perfekten Start in den Tag verspricht oder der Bäcker mit einem neuen Kombi-Angebot aus Kaffee und Brötchen wirbt, wird vermittelt, dass es für jede Lebenssituation das passende Frühstück gibt.

Ob Kaffee oder Orangensaft, Müsli, Croissant oder Brötchen – all diese Elemente können sowohl die Bedeutung des Frühstücks als auch den Rahmen verändern, in dem es betrachtet wird. Letztlich lässt sich feststellen: Das Frühstück mag nicht für jeden die wichtigste Mahlzeit des Tages sein, doch es ist zweifellos ein Mythos, der der Nahrungszufuhr am Morgen eine Bedeutungskontext der Ruhe und Geselligkeit zuschreibt. Vor allem aber die Bedeutungseben der Selbstfürsorge wird in Bezug auf das Frühstück to-go deutlich, da der funktionale Aspekt der Nahrungsaufnahme hier mit dem Zeitaspekt zu konkurrieren scheint.

Literaturverzeichnis

Statista (2025): Umfrage zu Frühstücksgewohnheiten von Männer und Frauen in Deutschland in 2019, [online] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1258/umfrage/fruehstuecksgewohnheiten/ [zuletzt aufgerufen am 14.02.2025].

 

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